Eine Vielzahl von Instrumenten findet in der authentischen Tiroler Volksmusik Verwendung. Hier stellen wir Ihnen ein paar ganz Besondere vor.




Die Gitarre hat in Tirol eine lange Tradition - nachzulesen in Gsungen und Gspielt 1996, Heft 73, S. 6-13 und H. 74, S. 4-11. Um 1800 entwickelte sich die sechssaitige Gitarre in der heutigen Stimmung (zur gleichen Zeit begann auch die Geschichtsschreibung in der Volksmusik), und schon kurz darauf experimentierten einige Gitarristen mit zusätzlichen Basssaiten. Die Rechnungsbücher des Johann Friedrich Voigt (Markneukirchen 1756-1826) führen 1826 erstmals einzelne Gitarren mit 13 und 14 Saiten an, die Wiege der klassischen Kontragitarre liegt aber im biedermeierlichen Wien. Seit ca. 1840 spielten viele Virtuosen wie z. B. J.K. Mertz, Johann Padowetz und Luigi Legnani mit mehrsaitigen Gitarren. Für die Begleitung in der Volks- und Unterhaltungsmusik waren tiefe Bässe und ein kräftiger Nachschlag ("kontra" bezeichnete eben diesen Nachschlag) ideal. Schon Josef Lanner musizierte mit zwei Geigen und Gitarre (mit den Brüdern Drahanek), diese Besetzung wurde von den Brüdern Staller übernommen und nach 1850 um eine Klarinette erweitert,und seit den 1860er Jahren verwendeten die meisten Volksmusikanten eine Harmonika anstelle der Klarinette. Die Brüder Schrammel schließlich verwendeten erstmals die 13-saitige Kontragitarre (Gitarrist war Anton Strohmayer) und prägten damit einen Stil, der auch außerhalb Wiens häufig kopiert wurde und auch heute noch sehr populär ist. "Schrammelpartien" formierten sich in ganz Österreich und besonders in Bayern.

Im Instrumentenbau entwickelten sich um 1850 neue Konzepte: Bis zu vier zusätzliche Basssaiten konnten noch am Wirbelkasten seitlich angebracht werden, für mehr war ein zusätzlicher Hals und Wirbelkasten wie bei den Theorben des 17. Jahrhunderts erforderlich. Diesem Patent begegnen wir erstmals bei Johann Anton Stauffer, der gemeinsam mit seinem Vater wohl zu den kreativsten Gitarrenbauern überhaupt gezählt werden muss. Sein Schüler Johann Gottfried Scherzer perfektionierte diese Idee in den 1860er Jahren und bildete das Fundament des klassischen Wiener Gitarrenbaus, auf dem später Friedrich Schenk, Ludwig Reisinger, Josef Swossil, Wendelin Lux, Franz Xaver Güttler und Franz Angerer aufbauten. In Richard Witzmanns Werkstätte in der Wiener Westbahnstraße werden seit fast 100 Jahren die besten Kontragitarren gebaut - Witzmann übernahm die Werkstätte von Josef Wesely, der bei Ludwig Reisinger als Geselle gearbeitet hatte. Sogar die alte Saitenspinnerei, die Reisinger von der Seidengasse in die Zieglergasse mitgenommen hatte, ist dort noch vorhanden. In Mittenwald ist Leo Sprenger die erste Adresse für Reparatur und Neubau von Kontragitarren.

Typische Baumerkmale der Wiener Kontragitarre sind der stark gewölbte und massive (mindestens 5mm starke) und in der Regel aus einen Stück Ahorn gefertigte Boden sowie ein schlanker, verstellbarer Hals (auch ein Patent Stauffers). Als Stimmvorrichtung dienen meist Holzwirbel, aber auch Mechaniken werden gelegentlich verwendet. Normalerweise spielte man in Wien auf 13-saitigen Gitarren, die 15-saitigen tauchen ab ca. 1900 immer häufiger auf. Die Wiener Instrumente zeichnen sich aus durch einen kräftigen, trockenen Bass und brillanten Diskant. Deutsche Instrumente aus Klingenthal, Markneukirchen und Mittenwald hingegen sind mehr am Konzept der klassischen Gitarre orientiert, vor allem in Hinblick auf das Verhältnis von Ansprache und Nachklingen des Tones. Hervorragende Instrumente bauten im deutschen Raum vor allem Karl Müller (Augsburg), August Schulz (Nürnberg), Hans Raab und Hermann Hauser (München).

Auch in Tirol ist die Kontragitarre schon seit dem 19. Jhdt. belegt. Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum besitzt sogar eine Lyragitarre - an sich ein typisch französisches Dameninstrument - mit vier zusätzlichen Basssaiten. Von den bekanntesten Tiroler Gitarrenbauern um die Wende zum 19. Jahrhundert Josef Gschwenter und Otto Body gibt es ganz unterschiedliche Typen von Kontragitarren, grundsätzlich dominiert aber der Mittenwalder Stil mit mehr oder weniger starkem Wiener Einfluss.

Die Stimmung der Basssaiten war bei den Gitarren mit bis zu elf Saiten meist diatonisch, je mehr Saiten, desto mehr Halbtöne waren möglich. Bei 13 Saiten geht es also normalerweise chromatisch von Es bis A. Manche Musikanten verwenden individuelle Stimmungen, je nach Notwendigkeit der Tonarten. Gelegentlich sieht man z.B. die erste Basssaite in F-gestimmt, um in dieser doch sehr häufigen Tonart den Quergriff vermeiden zu können. Das Bedürfnis, möglichst alle Töne zur Verfügung zu haben, trieb die Spieler und Gitarrenbauer immer näher in Richtung Harfe, wie das Bild eines Instrumentes aus dem Musikinstrumentenmuseum in Brüssel zeigt.

Dokumente für die Verwendung der Kontragitarre sind neben den Instrumenten selbst vor allem diverse Abbildungen und Aufnahmen - Noten gibt es, da man die Begleitung selten ausnotierte, nicht. Man verwendete die Kontragitarre zur Begleitung des Gesanges und in verschiedensten instrumentalen Besetzungen, besonders aber in Verbindung mit der Zither.

Auch in Tirol wurde gerne Schrammelmusik gespielt, in allen Regionen Nordtirols (besonders im Unterland), in Osttirol (Lienz und Sillian) und in Südtirol (Burggrafenamt und Passeiertal). Die Wiener Musik hatte auch wesentlichen Einfluss auf die heimische Volksmusik, wie man z.B. beim Kirchbichler Gitarrenduo hört (Max Mitterer spielte Kontragitarre in Wörgler und Kirchbichler Schrammelpartien). Bestimmend für den Ensembleklang war die Kontragitarre im alten Salvenberg-Trio (Karl Rietzler), beim Duo Mahrenberger-Cutic (Innsbruck) und beim Duo Schöpf-Morscher (Hall), gelegentlich hörte man sie auch im Eibl-Moser-Trio. In den letzten Jahrzehnten war sie etwas aus der Mode gekommen - richtige Kontra-Spezialisten wie in Bayern gab und gibt es in Tirol nicht, und bei den wichtigen Leitfiguren der Gitarrenszene wie Wolfgang Neumüller und Klaus Karl spielte sie keine Rolle. Heute wird sie wieder häufiger verwendet, u.a. bei der Eisenkeller-Musig und den Tiroler Wechselsaitigen. Das Interesse bei den Jungen ist stark im Steigen.

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Literatur

Alex Timmermann, Guitars with extra bass strings, in: Ivan Padovec, 1800 - 1873, i njegovo doba. Zagreb 2006, S. 85-178.
Reinhard Kopschar, Die Kontragitarre in Wien, Diplomarbeit a.d. Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien (2001)

Für Hinweise auf interessante alte Gitarren, Gitarrennoten und Abbildungen ist der Autor stets dankbar. Kontakt:
Tel. 0650 7203112, e-mail: stefan.hackl@kons.tsn.at





Die Gitarre kam im Mittelalter über den arabischen Raum nach Spanien und hatte dort im 16. Jahrhundert ihre erste Blütezeit. Von Spanien aus verbreitete sie sich in ganz Europa und über die spanischen und portugiesischen Seefahrer auch nach Amerika.

Bauweise und Stimmung, Notation

Die Gitarre unterscheidet sich von anderen Saiteninstrumenten vor allem durch ihren achterförmigen Korpus (Schallkörper). Anfangs mit vier, später fünf Doppelsaiten bespannt, wurde die Gitarre ab etwa 1800 mit sechs Einzelsaiten in der bis heute üblichen Stimmung E A d g h e gespielt. (Merkhilfe: Ein Anfänger der Gitarre hat Eifer) Seit etwa 1800 ist die Notierung im oktavierenden Violinschlüssel gebräuchlich (d.h. die Gitarre klingt eine Oktave tiefer als notiert), zuvor wurden verschiedene Griffschriften (Tabulaturen) verwendet.

Verwendung und Besetzungen

Schon seit den ersten Aufzeichnungen von Gitarrenmusik im
16. Jahrhundert waren Akkordspiel und Melodiespiel nebeneinander üblich.
In der alpenländ
ischen Volksmusik wird die Gitarre heute vor allem als Begleitinstrument zum Gesang und in verschiedensten instrumentalen Besetzungen verwendet.
Sehr beliebt sind auch das Gitarrenduo -  Melodiespiel in Doppelgriffen mit Akkordbegleitung - und Gitarrentrio (dasselbe mit einer dritten Gitarre als Gegenstimme).
Die Gitarre war seit eh und je in besonderem Maße ein Volksmusikinstrument: in Spanien, im angloamerikanischen und wohl am meisten im lateinamerikanischen Raum. Auch in der alpenländischen Volksmusik wird die Gitarre seit zweihundert Jahren sowohl als Melodieinstrument als auch zum Begleiten einge-setzt. Durch die Möglichkeit des mehrstimmigen Spiels eroberte si
ch die Gitarre auch einen Platz in der Kunstmusik. Berühmte Gitarre-Komponisten waren Gaspar Sanz (Spanien, 17. Jahrhundert), Mauro Giuliani (Italien/Österreich) und Fernando Sor (Spanien, Frankreich, England) im 19.Jahrhundert, sowie Francisco Tarrega (Spanien), Heitor Villa-Lobos (Brasilien) und Agustin Barrios-Mangoré (Paraguay) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der wichtigste Gitarrist bzw. Komponist der Gegenwart ist Leo Brouwer (Kuba).

Besonderes

Eine Abart, die Bass- oder Kontragitarre (mit bis zu 12 freischwingenden Basssaiten) findet vor allem in der Wiener Schrammelmusik Verwendung.

Stefan Hackl

stefan.hackl@kons.tsn.at





Geschichte

keltische Harfe

Harfe von J. Hochbrucker

Harfen gehören zu den ältesten Instrumenten. Schon in der Vorzeit entwickelte sich ausdem Musikbogen die Bogenharfe , die dann auch bei antiken Hochkulturen, wie z.B. Ägypten anzutreffen ist. Im Mittelalter wird die Rahmenharfe zum vorherrschenden Typus, welcher heute noch in ähnlicher Form als keltische Harfe in Irland, Schottland und in der Bretagne sehr verbreitet ist.

Die diatonische Stimmung (die Saiten sind nach einer Tonleiter gestimmt) ermöglichte ursprünglich nur das Spielen in einer Tonart. Erst mit der Erfindung der Tiroler Hakenharfe in der 2.Hälfte des 17. Jahrhunderts, bei der drehbare Haken am oberen Saitenende mit der Hand umgelegt werden, um die Saiten zu verkürzen und damit um einen Halbton zu erhöhen, konnte dieses Problem gelöst werden. Ein Umstimmen, ohne das Spiel zu unterbrechen, wurde erst durch die von Jacob Hochbrucker um 1720 in Donauwörth erfundene Pedalharfe möglich.Sie hatte schon 7 Pedale und war, wie die heutige Tiroler Volksharfe in Es-dur ge-stimmt.

Bau

Resonanzkörper mit Schalldecke und Säule werden aus Fichtenholz hergestellt, Hals, Fuß und Pedale aus Ahorn. Im Hals befindet sich die Mechanik. Sie überträgt die Pedalbewegungen mit Hilfe von Stahlseilzügen auf die Haken bzw. Drehscheiben am oberen Saitenende und bewirkt die Erhöhung um jeweils einen Halbton.

Stimmung und Funktion der Pedale

Die 36 bis 39 Saiten waren ursprünglich aus Darm, heute sind sie meistens aus Kunststoff (Nylon), Tonumfang ca. 5 Oktaven (Kontra-B bis b3 ). Die Tiroler Harfe ist eine einfache Pedalharfe (vgl. Doppelpedalharfe oder Konzertharfe). Um andere Tonarten als Es-dur zu spielen, werden mit Hilfe der Pedale die jeweils gleichnamigen Saiten um einen Halbton erhöht:
Das 1.Pedal erhöht As zu A, damit wird das dritte B von Es-dur aufgelöst, die Harfe ist nun in B-dur gestimmt. In gleicher Weise erhöht das 2.Pedal alle Es zu E, nun kann in F-dur gespielt werden, etc.. Wenn alle Pedale eingetreten sind, sind auch alle Saiten um einen Halbton erhöht, die Harfe ist nun in E-dur gestimmt. So sind im Quintenzirkel alle Tonarten von Es bis E-dur möglich (8 Tonarten).

Spielweise

Die vier Finger der rechten Hand (ohne Kleinen Finger) spielen in der höheren Lage die Melodie, wobei bevorzugt Dreiklangszerlegungen verwendet werden. Akkorde werden gerne im „Arpeggio“ (sprich: arpedscho = harfenartig)) angeschlagen, wobei die Saiten, beginnend mit der tiefsten Saite des Akkords, kurz hintereinander gezupft werden.
Die linke Hand dient zur Begleitung. Dabei spielen Ring-und Mittelfinger die Bässe, die übrigen Finger die nachschlagenden Akkorde.Harfenspielerbradlharfe

Verwendung

Da man Melodie und Begleitung zugleich spielen kann, ist die Tiroler Volksharfe ein beliebtes Soloinstrument. Sie eignet sich aber auch für das Zusammenspiel mit einer zweiten Harfe oder mit anderen Saiteninstrumenten, wie Zither, Hackbrett, Gitarre, Baßgeige etc. (Stubenmusik). Sie ist aber auch ein verzügliches Begleitinstrument zum Liedgesang sowie zu einer Tanzmusik. Zu Geigen, Klarinetten oder auch Blechbläsern (Flügelhorn oder Trompete) wird sie wegen ihres kräftigen Klanges gerne als Rhythmus- und Akkordinstrument verwendet.

Verbreitung

Ursprünglich war die Tiroler Volksharfe vor allem im Unterinntal und dessen Seitentälern, besonders im Zillertal, verbreitet, heute ist sie im ganzen Alpenraum ein viel gespieltes Instrument.

Peter Reitmeir





 

Eines der ältesten und urtümlichsten Instrumente ist die Schwegelpfeife. Diese einfache, hölzerne Querflöte, die seit dem 12. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum nachweisbar ist, hat sich im Alpenland, besonders im Salzkammergut aber auch in Tirol, bis heute in der Überlieferung erhalten. Die Pfeifen werden vom Drechsler erzeugt meistens aus Birnbaum, Zwetschke, Buchs oder Pfaffenkappl, die besten aber aus Eibe. Die Bohrung ist zylindrisch oder konisch. Mit nur sechs Grifflöchern kann eine Tonreihe von zweieinhalb Oktaven gespielt werden. Der Klang ist schrill und durchdringend, daher mit Begleitung einer Rührtrommel für die Tanzmusik und Marschmusik besonders geeignet.

In den Raitbüchern der Tiroler Städte stoßen wir immer wieder auf Ausgabeposten für Pfeifer und Trommler. Im Mittelalter war keine Lustbarkeit sowohl beim Adel als beim einfachen Volk denkbar, bei der nicht Schwegler und Trommler aufgespielt hätten. Schwegel und Trommeln waren auch die Instrumente der Landsknechte, die sie in das Feld begleiteten und das Lagerleben erheiterten. Beim österreichischen Herr ließ Maria Theresia der Pfeifermusik besondere Pflege angedeihen. Nach dem Reglement von 1749 hatte der Tambour die vorgeschriebenen Märsche zu schlagen und die Pfeifer mussten ihn mit lustigen Weisen „herzhaft“ begleiten. Manche dieser Melodien aus theresianischer Zeit liegen wohl den Märschen der Tiroler Schützenschwegler zugrunde.

Wie beliebt die Schwegel noch vor 200 Jahren war, zeigen zahlreiche Bilder aus der Zeit um 1800. Der Maler Placidius Altmutter(1780 – 1819), Zeitgenosse und Porträtist von Andreas Hofer hat das Tiroler Volk in seinen Lebensäußerungen genau beobachtet. Seine Wandbilder in einem Raum der Innsbrucker Hofburg zeigen ländliche Tanzszenen im Wirtshausanger, auch einen Hochzeitszug, bei denen Schwegelpfeifen gemeinsam mit Geige, Hackbrett und Bassgeige erklingen.

Auch die Schützen marschierten zu ihren Klängen, so auch beim Landsturm im Jahre 1809. Ein Gemälde von Altmutter zeigt Andreas Hofer im Kreise seiner Getreuen und einen Schützenzug angeführt von Schweglern und Trommlern vor der Schützenfahne.

Ebenso hatte die Schwegel am Schießstand ihren Platz. Nicht nur ein Bild von Altmutter weist darauf hin, sondern auch eine Beilage der „Tiroler Schützenzeitung“ vom Jahr 1847, welche die alten Melodien zum Scheibenschießen am Schießstand von Kaltern, die den Einser, Zweier, Dreier, Vierer und Zentrumsschuss bezeichneten, enthält. Auch aus Oberbozen sind Schießstandmelodien überliefert. In der Zeitschrift „Der Schlern“, Jahrgang 1936 schreibt Anton Mackowitz: „ Zu den Merkwürdigkeiten Oberbozens gehörte auch die Schützen- und Schießstandmusik, die bei Festschießen von einem Schwegler und einem Trommler aufgespielt wurde und zu der der Zieler zu tanzen hatte. ... Bei jedem Schwarzschuss hatte der Zieler so oft um den Scheibenblock zu tanzen, als Kreise überschossen wurden, wozu die Spielleute zuerst ihre Einserweise, dann die Zweierweise usw. und zuletzt den Schlusssatz ertönen ließen... Der rotgekleidete Zieler am Ende der grünen Wiese um die Scheibe tanzend, dazu die reizende altertümliche Musik boten ein liebliches Bild...“

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Schwegel in Tirol überall viel gespielt. Reiseberichte von Ludwig Steub, sowie von August Lewalter schildern eindrucksvoll, wie die Tiroler Schützen auch zu festlichen Anlässen, Prozessionen oder Empfängen mit ihren Schwegeln aufgespielt haben. Erst das Aufkommen der sogenannten „türkischen Musik“, wie die Blechmusikkapellen genannt wurden, verdrängte die alte Marschmusik immer mehr.

Die Schützen bewahrten die Tradition ihrer Musik aber länger und so wurde ihre Kenntnis bis in die Gegenwart herübergerettet. Adalbert Koch hat in den Dreißigerjahren noch etliche alte Stücke aus der Überlieferung aufzeichnen können. Einer seiner Hauptgewährsleute war der weitum bekannte „Weidach Seppl“ (Josef Heubacher 1868 - 1951), Bauer und Ehrenbürger der Stadt Schwaz, der als Schwegler mit dem „Schwazer Landsturm 1809“ immer wieder zu vaterländischen Feiern ausrückte.

Die Schützenkompanie Telfs hat sich dieser alten Tradition angenommen. Eine Darstellung der Skapulierprozession aus dem Jahr 1772 zeigt die Schützen von Hörtenberg mit Pfeifen und Trommeln.

Damit ist die Verwendung der Schwegelpfeife auch in Telfs belegt. Seit 1983 begleiten die Telfer Schützenschwegler die Ausrückungen der Kompanie.

Besonders verdient gemacht um die Tiroler Schwegelweisen hat sich Adalbert Koch. In seinem Heft „Die Tiroler Schützenschwegel“ hat er zahlreiche Marschweisen für Schwegel und Trommel gesammelt. Karl Horak hat dieses Werk überarbeitet, in die heute übliche Schreibweise in D-Dur gebracht und durch zahlreiche weitere Melodien, Tänze und Jodler ergänzt.

Der Fortbestand der Schwegelpfeife wäre aber nicht denkbar ohne den Schwegelvater Hausa Schmidl, Orgelbauer und Tischlermeister aus Heiligenblut, zuletzt ansässig in Treffen bei Villach. Er hat tausende Instrumente erzeugt, sowohl in der Tiroler Form, nach der Vorlage einer alten Schwegelpfeife aus Nordtirol, als auch in der Salzkammergutform. Seine guten Instrumente, die er als großer Idealist auch sehr billig verkaufte, werden heute im gesamten Alpenraum und darüber hinaus gespielt. Am Ostermontag des Jahres 1999 ist er hochbetagt im Alter von 94 Jahren verstorben. Bis zum Schluss hat er an seinen Schwegelpfeifen gearbeitet.

Peter Reitmeir

Literatur:

  • Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1895.
  • August Lewalter: Tyrol vom Glockner zum Orteles, München 1833-35.
  • Adalbert Koch: Die Tiroler Schützenschwegel, Innsbruck 1959.
  • Karl Horak: Pfeifermusik aus Tirol, Innsbruck 1982.
  • Karl Magnus Klier: Volkstümliche Musikinstrumente in den Alpen, Kassel 1957.


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